Gay community hamburg aktiv
Frischwind bei Hein & Fiete Der neue starke Verantwortliche beim queeren Anlaufpunkt in Hamburg
Hein & Fiete klingt für Außenstehende vielleicht nach einem schmackhaften Fischrestaurant, ist aber viel mehr als das! Hein & Fiete ist der queere Checkpoint in Hamburg.
Im Stadtteil St. Georg, unweit des Hauptbahnhofs, engagieren sich etwa achtzig Ehrenamtliche und fünf Festangestellte, um das Leben für schwule und bisexuelle Männer in der Hansestadt zu verbessern. Kernpunkte ihrer Arbeit sind die Aufklärung über HIV und sexuell übertragbare Infektionen (STI) sowie Ratschläge zum Thema Safer Sex.
Doch auch bei Fragen zur Freizeitgestaltung in der Community kann man sich gerne an die Hamburger wenden. Das Team hat sich außerdem zum Ziel gesetzt, queere Themen in der Öffentlichkeit zu thematisieren und die Akzeptanz in der Gesellschaft zu fördern.
Damit das gelingt, braucht es engagierte Männer, die dies aktiv vorantreiben wollen – und genau solch einen hat das Team in Kai Johannßen gefunden. Er war bereits fünf Jahre lang, bis 2018, ehrenamtlich für den Checkpoint tätig und kehrt nun nach Studium und Berufserfahrung als Erzieher hauptberuflich zu Hein & Fiete zurück.
Hallo Kai!
Deine Hauptaufgabenfelder sind Ehrenamt und Checkpoint Koordination. Welche Ziele hast du dir für die kommenden Monate gesetzt?
Früher waren das zwei getrennte Positionen, die jetzt zusammengelegt wurden. Dafür müssen die Aufgaben gut strukturiert und priorisiert abgearbeitet werden. Wir starten gerade unsere neue Ehrenamtskampagne unter dem Motto "Hein & Fiete bist du".
Mein Ziel ist es, neue ehrenamtliche Kollegen zu gewinnen. Wir sind zwar gut aufgestellt, dürfen aber nicht nachlässig werden. Außerdem möchte ich in der ersten Zeit unser großes Team besser kennenlernen, da seit 2018 viel Zeit vergangen ist und es viele neue Gesichter gibt.
Bei Hein & Fiete engagieren sich rund achtzig Ehrenamtliche, die bestens in der Hamburger Szene vernetzt sind.
Das ist schon ein starkes Signal. Trotzdem die Frage: Wie kann man das ehrenamtliche Engagement in der Gay-Community Hamburgs weiter ausbauen?
Wir sind sehr stolz auf diese Zahl und schätzen dieses große Engagement sehr. Ohne unser ehrenamtliches Team könnten wir unser Angebot in dieser Form nicht realisieren.
Sie sind das Fundament unserer Arbeit. Trotzdem benötigen wir weiterhin neue Freiwillige. Um in der Szene gut präsent zu sein, brauchen wir beispielsweise genügend Kollegen vor Ort. Dafür ist unsere Safety Crew zuständig. Im Moment haben wir 13 engagierte Mitglieder, die an verschiedenen Orten der Szene spielerisch aufklären.
Außerdem verteilen sie Flyer, Kondome und so weiter. Das Team könnte aber gerne noch wachsen.
Wie setzt sich euer ehrenamtliches Team zusammen? Engagieren sich vor allem ältere Männer, oder gibt es eine bunte Mischung aus Jung und Alt? Und was ist dir zukünftig bei neuen Ehrenamtlichen besonders wichtig?
Für unsere Ehrenamtskampagne haben wir Models ausgewählt, die alle ehrenamtlich bei uns tätig sind.
Diese sind sehr unterschiedlich. Es gibt verschiedene Altersgruppen, Ethnien und Persönlichkeiten. Sie sind vielfältig und sie sind Hein & Fiete. Damit wollen wir werben. Mir persönlich ist es wichtig, dass neue Mitglieder Lust haben, sich in der Szene zu engagieren. Sie müssen sich aber auch mit den Themen rund um HIV und STIs auseinandersetzen und auf dem neuesten Stand sein.
Durch unsere Ausbildungsreihen werden unsere Ehrenamtlichen umfassend und mit viel Spaß geschult, was sehr wichtig ist.
Ihr arbeitet viel im direkten Gespräch, ein wichtiger Aspekt ist dabei immer das Vertrauen, egal ob es um Gesundheit, STI und Prävention oder auch um Gewalt gegen schwule Männer geht.
Wie schafft man deiner Meinung nach dieses Vertrauen?
Wir bekommen oft die Rückmeldung, dass unsere Nutzer unsere Peerberatung sehr schätzen. Ein heterosexueller Hausarzt wäre sicherlich auch sehr verständnisvoll, aber verfügt in der Regel nicht über das Wissen über die schwule Szene und deren sexuelle Vielfalt.
Unsere Mitarbeiter können sich gut in die Situation unserer Nutzer hineinversetzen, ohne zu urteilen. Das schafft eine große Vertrauensbasis.
Ein weiterer Schwerpunkt des Checkpoints ist die Entstigmatisierung und die Erkenntnis, dass ein Ausweg aus Stigmatisierung und Diskriminierung Leben retten kann.
Wie kann diese Entkriminalisierung gelingen?
Indem wir präsent sind, auch außerhalb der Szene. Durch Aufklärung möchten wir transparent sein und zeigen, wer wir sind und wofür wir stehen. Wir sind eine Minderheit, und es kommt immer wieder zu gewalttätigen Übergriffen.
Diese sollten gemeldet und nicht verschwiegen werden. Wir müssen diesbezüglich mehr in den Dialog mit der Gesellschaft treten.
Kai, vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg bei Hein & Fiete!